Alfhausener Viertklässler informierten sich über Judenverfolgung

Friedenslicht an Johannisschule Rieste weitergegeben

 

Alfhausen. An die Pogromnacht  von 1938 erinnerte eine Gedenkstunde mit den  vierten Klassen der Grundschule Alfhausen. Die Veranstaltung beendete  eine Projektwoche zum Thema „Judentum begreifen“. Gleichzeitig gaben die Alfhausener ein Friedenslicht in Form eines Mahnbildes und den achtarmigen Channuka-Leuchter weiter  an zwei Riester Grundschüler. Das ist seit einigen Jahren Brauch in der Samtgemeinde.

Die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 und die damit verbundenen Gräueltaten der Nationalsozialisten an den vielen Juden sind kein leichtes Thema für Viertklässler. Dessen waren sich die Klassenlehrer der 4a und 4b, Bettina Sajak und Fabian Natzke, bewusst.  Doch sollten in diesen Schulstunden nicht die Schrecken der Nazizeit im Vordergrund stehen. Stattdessen lag das Augenmerk darauf, dass es auch damals viele Menschen mit Zivilcourage gegeben hat, die mutig Widerstand leisteten.  Es gab  nicht nur Täter und Opfer, sondern auch Retter.

Das Vorwissen der Grundschüler über die Nazizeit war sehr unterschiedlich. Einige wussten schon viel, andere gar nichts. Die Kinder bekamen in der vergangenen Woche Denkanstöße, die sie aufgreifen konnten. Das gelang eindrucksvoll mit dem Buch „Papa Weidt“ von Inge Deutschkron. Es ähnelt der Geschichte von Schindlers Liste.  „Papa“ Otto Weidt war Besenbinder in Berlin während des Dritten Reichs. In seiner Blindenwerkstatt beschäftigte er blinde Juden und setzte sich couragiert für sie ein. Einige konnte er vor den Nazis verstecken und ihnen das Leben retten.

An der Projektwoche und der Gedenkstunde beteiligten sich auch der Vorsitzende des Vereins Judentum begreifen, Aloys Lögering, sowie die Koordinatorin Inessa Goldman. Sie brachten eine Thora mit und erläuterten die Gemeinsamkeit von Schriften der hebräischen und christlichen Bibel. Und sie erklärten, was es mit dem achtarmigen Chanukka-Leuchter auf sich hat, der jährlich von einer Grundschule in der Samtgemeinde zur nächsten weitergegeben wird. Fabian Natzke und Bettina Sajak empfanden die Projektwoche als sehr ruhige Stunden. Die Kinder hätten das Thema gut aufgenommen und fanden es interessant.

Das spiegelte auch die Gedenkstunde am Montagmorgen wider. An ihr nahmen die beiden vierten Klassen aus Alfhausen und ihre Klassenlehrer teil, Rektorin Nina Paaschen und einige Elternvertreter, Pastor Jürgen Kuhlmann von der Bonnusgemeinde Bersenbrück und Gemeindereferentin Renate Rickelmann-Osterfeld. Und natürlich die zwei Lehrerinnen der Johannesschule Rieste, Birgit Ewerding und Maike Kalina, mit den Klassensprechern der dritten Klassen Isabel und Ole, die in diesem Jahr das Bild und den Leuchter in Empfang nahmen.

Aufmerksame Schüler und Schülerinnen mit ernsten Gesichtern verfolgten die kurzen Erläuterungen von Rektorin Nina Paaschen zur Pogromnacht. Anschließend lasen einige Kinder Ausschnitte aus dem Buch Papa Weidt. „Warum haben sich Menschen damals selbst in Gefahr gebracht und andere Menschen gerettet?“ Diese Frage stellte sich Renate Rickelmann-Osterfeld und auch den Kindern. Die waren mit einer Antwort schnell zur Hand: „Weil alle Menschen das gleiche Recht zu leben haben“, antwortete eins, „weil alle Menschen gleich sind, egal ob arm oder reich, mit Behinderungen oder ohne,“ meinte ein anderes. Und „besonders kleine Kinder“, antwortete ein Junge mit Bedauern und Mitgefühl in der Stimme. Das war wohl eine Reaktion auf die Geschichte von einer Frau, die in der Nazizeit vielen jüdischen Kindern das Leben gerettet hatte. „Die Würde des Menschen ist ganz wertvoll. Das sagt nicht nur unser christlicher Glaube, sondern das sagen auch andere Religionen und auch das Grundgesetz“, begründete Rickelmann-Osterfeld die Zivilcourage. Nicht nur die Nazizeit, sondern auch ganz aktuell die Attentate von Paris würden zeigen, dass das nicht immer alle so sehen.

„Hevenu schalom aleychem – Wir wünschen Frieden für alle“ – mit diesem gesungenen Friedenswunsch und einem Rundtanz dazu in der Pausenhalle schlossen die Viertklässler ihre Projektwoche und die Gedenkstunde ab.